In Brandenburg erhielt die FDP als Koalitionspartner der Ampelregierung Unterlagen vom Bundesamt für Verfassungsschutz, um damit den Kandidaten von Bündnis 90 für das Amt des Landesbeauftragten für Datenschutz zu verhindern.
Die FDP-Sicherheitspolitikerin Rosemarie Fuchs hat bei einem Treffen den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Eckart Werthebach gefragt, ob in seinem Amt nicht möglicherweise Informationen über den früheren Abgeordneten der Grünen im Stuttgarter Landtag, Thilo Weichert, vorlägen.
Nur wenige Tage nach der Anfrage lies Werthebach der FDP-Politikerin ein 25seitiges Dossier über Thilo Weichert zuschicken, mit Erkenntnissen, er verfolge möglicherweise „linksextremistische Bestrebungen“. Darin wurden ihm unter anderem Auszüge aus seinen im Landtag gehaltenen Reden vorgeworfen und die Teilnahme an Demonstrationen gegen Giftgas-Waffen.
SPD und Bündnis 90 forderten nach Bekanntwerden dieses Vorgangs den Rücktritt von Werthebach. Das Bundesamt rechtfertigte die Informationsweitergabe damit, dass ja nur Material aus offen zugänglichen Quelle geliefert worden sei.
Thilo Weichert, der nie ein Geheimnis aus seiner Kritik an den Verfassungsschutzbehörden gemacht hat, vermutet, dass der Verfassungsschutz einen Kritiker des VS als Datenschutzbeauftragten verhindern wollte.
taz vom 28. 10. 1991