Der Verfassungsschutz und rechtsnationale Burschenschaften

Der Präsident des Verfassungsschutzes Sachsen, Gordian Meyer-Plath, bekannte sich 2014 öffentlich zu seiner langjährigen Mitgliedschaft in der Burschenschaft Marchia Bonn. Bis heute ist Meyer-Plath als sogenannter „Alter Herr“ Mitglied. Er hielt dies lange geheim, da er es als „reine Privatsache“ betrachtete. Felix Krebs, Autor von Studien zu Burschenschaften, sieht die Nähe eines Verfassungsschutzbeamten zu Burschenschaften als problematisch an: „Die Verfassungsschutzbehörden der Länder und des Bundes haben mit Rücksichtnahme auf einflussreiche Alte Herren die extrem rechten Umtriebe in den studentischen Verbindungen immer wieder geleugnet oder kleingeredet.“ Linke- und Grünen-Politiker sehen das ebenfalls kritisch. Das parlamentarische Kontrollgremium für die Geheimdienste wundert sich nun nicht mehr, dass auf die jährlichen kleinen Anfragen zu rechtsextremistischen Aktivitäten an sächsischen Hochschulen keine Auskunft über Veranstaltungen der Burschenschaften erteilt wurde. Erst 2011 gab es einige Skandale um den Dachverband der Burschenschaften (DB), da dieser teilweise „Ariernachweise“ zur Mitgliedschaftsaufnahme verlangte. Zwar stieg Marchia Bonn daraufhin aus dem Dachverband aus, die Burschenschaft hält aber dennoch an den traditionellen rechtsnationalen Werten Ehre – Freiheit – Vaterland fest.
Eine gewisse Befangenheit gegenüber der Untersuchung von Burschenschaften seitens des Verfassungsschutzes lässt sich nicht von der Hand weisen, wenn der Leiter der zuständigen Behörde selbst dort Mitglied ist. In Verfassungsschutzberichten tauchen bundesweit weder der Dachverband noch die Burschenschaftliche Gemeinschaft auf, obwohl sie mit antisemitischen und rassistischen Äußerungen in den letzten Jahren in der öffentlichen Kritik standen. Gegenüber der fr-online spricht ein Mitglied einer aus der DB ausgetretenen Burschenschaft anonym darüber, dass man sich in liberaleren Burschenschaften schon lange darüber wundere, dass der Verband nicht vom Inlandsgeheimdienst beobachtet werde.
Die Opposition beklagte sich im Fall Meyer-Plath vor allem über das lange Verschweigen seiner Burschenschaftsmitgliedschaft. Kerstin Köditz von den Linken hält „personelle Konsequenzen für unerlässlich“ und der grüne Abgeordnete Miro Jennerjahn will den Innenausschuss über den Skandal unterrichten.

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