Den VfS-Ämtern scheint in den fünfziger und sechziger Jahren gelungen zu sein, in allen relevanten kommunistischen Organisationen an maßgeblichen Stellen ihre Informanten unterzubringen. So bestand z.B. die Hauptzahl der hauptamtlichen Instrukteure in der „Nationalen Front“ (NRW) aus Mitarbeitern des LfV. Die V-Leute säßen „in der Deutschen Friedensunion so dicht an dicht, daß die Partei zu keiner unkontrollierten Bewegung mehr fähig ist.“ (Spiegel Nr. 38, S. 28, 1963) Die starke Präsenz von V-Männern in diesen Organisationen führte teilweise dazu, daß z.B. die Spenden für einen Kampffond für die Legalität der KPD zu erheblichen Teilen aus dem VfS-Etat bezahlt werden mußten, damit die Vereinigungen überhaupt politisch überlebensfähig blieben.“ Das hängt damit zusammen, daß die illegale KPD seit Jahr und Tag von den Vertrauensleuten der VfS-Ämter vollständig durchsetzt ist.“ (FAZ 13.1.1966, Walde S. 123)
Neben dem Einsatz von V-Leuten wurden die VfS-Ämter bei der Kommunistenverfolgung auch von den Gewerkschaften in den Betrieben unterstützt. So wurden auffällige Kollegen von Gewerkschaftsfunktionären bei der Kriminalpolizei gemeldet und Informationen über verdächtige Kollegen durch das Landesamt für VfS an den Bundesvorstand des DGB weiter gegeben.
Nach vorsichtigen Schätzungen waren unmittelbar und mittelbar ca. 375.000 Personen von der Kommunistenverfolgung betroffen (1951-1968 gegen 125.000 Personen Ermittlungsverfahren, Brünneck S. 242). Dem stehen für den gleichen Zeitraum 3.727 rechtskräftige Verurteilungen in Staatsschutzsachen gegenüber (Lehmann, S. 124). vor dem Hintergrund der zahlenmäßigen und politischen Schwäche
(6.000 – 7.000 Mitglieder, Brünneck, S. 242) der KPD nach 1956 erscheint die Bemerkung von Werner Maihofer gerechtfertigt, daß die Zahlen der Ermittlungsverfahren gegen Kommunisten „einem ausgewachsenen Polizeistaat alle Ehre“ machen würden.
Dieser Chronik-Eintrag wurde der Zeitschrift CILIP – Bürgerrechte und Polizei Nr. 28 (Heft 3/1987) entnommen. Mit herzlichem Dank an die Herausgeber.