Zum Bekanntenkreis von Dr. Klaus Traube (Geschäftsführer der Interatom, Tochtergesellschaft der Kraftwerksunion Berlin, u.a. am Bau des Schnellen Brüters in Kalkar beteiligt) gehörte u.a. auch die Rechtsanwältin Inge Hornischer aus Frankfurt, die in einigen Fällen auch Terrorismus-Verdächtigte verteidigt hatte. Durch ihre Bekanntschaft zu Hans-Joachim Klein geriet sie in den Verdacht, mit dem RAF-Terrorismus zu sympathisieren. Wahrscheinlich war bei einer Telefonüberwachung von Frau Hornischer Klaus Traube als Gesprächspartner vom VfS identifiziert worden. Nach umfangreichen Observationen und einem Jugoslawien-Urlaub mit Frau Hornischer, Hans-Joachim Klein und anderen scheint sich der Terrorismusverdacht gegen Klaus Traube beim Bundesamt in Köln zu bestätigen. Gleichzeitig informiert das Bundesamt seinen Arbeitgeber (KWU) von den gegen ihn bestehenden Verdachtsmomenten. Dennoch einigen sich beide Seite darauf, Klaus Traube vorerst in seiner Stellung als Geschäftsführer zu belassen. Nach dem Anschlag auf die Wiener OPEC-Konferenz vom 21. Dezember 1975, an der auch Hans-Joachim Klein beteiligt war, wurde Traube für das BfV zum „größten Sicherheitsrisiko in der Bundesrepublik Deutschland“. In der Sylvesternacht 1975/76 begann daraufhin die Operation Müll. Beamte des BfV unter Mithilfe des BND drangen gewaltsam in das Wohnhaus von Klaus Traube ein und installierten dort an verschiedenen Stellen Wanzen. Im Januar 1976 legten leitende Beamte des Innenministeriums und des BfV der KWU nahe, Klaus Traube zu entlassen. Am 2. Februar 1976 wurde der Atommanager aufgrund seiner Bekanntschaft mit H.J. Klein von der KWU entlassen. Erst ein Jahr später erfuhr Klaus Traube aus der Presse den Hintergrund seiner Entlassung (Spiegel Nr. 10, S. 19, 1977). Nach massivem öffentlichen Druck stellt Innenminister Werner Maihofer vor dem Bundestag fest: „…daß gegen Herrn Dr. Traube keine Verdachtsmomente mehr bestehen.“
(Narr, S. 61)
Im Laufe dieser Affäre Traube werden noch eine Reihe weiterer Abhörfälle bekannt:
So ließ Ende Januar 1973 der damalige Präsident des BfV Günther Nollau im Frühstücksraum eines Mainzer Hotels eine Reihe von Wanzen anbringen, um die Tagung der panhelenistischen Befreiungsbewegung unter der Leitung des heutigen griechischen Staatspräsidenten, Andreas Papandreou zu überwachen. (Spiegel, Nr. 14, S. 22, 1977)
Dieser Chronik-Eintrag wurde der Zeitschrift CILIP – Bürgerrechte und Polizei Nr. 28 (Heft 3/1987) entnommen. Mit herzlichem Dank an die Herausgeber.