
Lennard Aldag
Beruf: Gewerkschafter und Sekretär der IG Metall Celle-Lüneburg
Überwacht von: Verfassungsschutz Niedersachsen
Zeitraum der Überwachung: mindestens von Juli 2011 bis September 2013
Maßnahmen der Überwachung: Datensammlung, Anlegen einer Akte
Grund der Überwachung: unklar. In einem Schreiben des niedersächsischen Innenministeriums vom 1. Juni 2015 an Herrn Aldag, das ihn als Antwort auf ein Auskunftersuchen aus dem Jahr 2014 erreichte, wird Herrn Aldags Engagement in Bündnissen gegen Rechts, sowie in Bündnissen gegen die Castortransporte nach Gorleben erwähnt.
Seine Aktivitäten wurden detailliert festgehalten: „Sie haben am 9. 7. 2011 an einer Kundgebung in der Nordheide teilgenommen“, teilte ihm die Behörde mit. Angelastet wurde ihm auch die Teilnahme am „Castor-Streckenaktionstag“ 2011, sowie an der Kundgebung „Kein Nazitreffen in Eschede“, wo er als verantwortlicher Leiter auftrat. An der Universität Lüneburg hielt er einen Vortrag, der sich mit Neonazis in Lüneburg beschäftigte, der ebenfalls vermerkt wurde, ebenso wie eine Protestkundgebung gegen ein Benefizkonzert des Heeresmusikkorps. Der Anwalt des Gewerkschaftsfunktionärs hat beim Verwaltungsgericht Lüneburg sowie beim Verwaltungsgericht Hannover Klagen eingereicht. Für SPD und Grüne im Landtag ist der Fall ein weiterer Beleg für „politisch motivierte Fehlspeicherungen“, die es zu Zeiten des früheren Innenministers Uwe Schünemann (CDU) in fast 3500 Fällen gegeben habe.
Zitat: Aldag: „Das ist doch ein politischer Skandal, dass ich überhaupt ins Blickfeld geraten bin“
Aldag: „Es muss jedem klar gewesen sein: ‚Man beobachtet nicht die Person Aldag, sondern den Gewerkschaftsfunktionär'“
Hartwig Erb, Erster Bevollmächtiger der IG Metall Wolfsburg: „Lennard Aldag hat recht, wenn er fragt, was dieser Vorgang eigentlich über das Demokratieverständnis des damaligen Innenministers Schünemann aussagt? Offensichtlich scheint jeder der sich zivilgesellschaftlich engagierte suspekt zu sein. Und alle, die sich nicht zu hundert Prozent mit der politischen Meinung eines Herrn Schünemann identifizierten, wurden anscheinend als Extremisten eingestuft. Das ist nicht nur armselig, sondern demokratiegefährdend.“
Quellen:
http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Verfassungsschutz-hat-Gewerkschafter-bespitzelt,verfassungsschutz448.html
http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Verfassungsschutz-spioniert-jahrelang-Gewerkschafter-aus
http://www.igmetall-wob.de/meldung/gewerkschafter-im-visier-des-niedersaechsischen-verfassungsschutzes/
http://www.abendblatt.de/region/niedersachsen/article205378653/Gewerkschafter-im-Visier-des-Verfassungsschutzes.html